Mitarbeiterführung: Der Chef als Stressfaktor?

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Mitarbeiterführung: Der Chef als Stressfaktor?

Gute Mitarbeiterführung oder Stressfaktor Chef? Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Korn Ferry stellt der Chef aus der subjektiven Sicht der Mitarbeiter betrachtet mit Abstand den größten Stressfaktor dar. 35 Prozent der 1.951 Befragten fühlen sich durch ihren Chef gestresst.

Stressfaktoren wie eine lange Anreise ins Unternehmen (für 20 Prozent der Befragten der größte Grund für Stress), ein zu niedriges Gehalt (19 Prozent) und die Kollegen (14 Prozent) rangieren auf den nachfolgenden Plätzen. Nur 12 Prozent hingegen geben an, dass sie sich durch zu viel Arbeit gestresst fühlen.

Stress in der Arbeit wirkt sich auch aufs Privatleben aus

Hier noch ein paar Fakten aus der genannten Studie:

  • Zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer empfinden heute mehr Stress bei der Arbeit als noch vor fünf Jahren.
  • Zwei Drittel der Befragten gaben an, häufiger oder oft wegen Stress im Job nicht gut schlafen zu können.
  • Drei Viertel der Teilnehmer sind sich sicher, dass arbeitsbedingter Stress sich schlecht auf ihre Beziehungen zu Hause auswirke.
  • Umgekehrt ist es jedoch genauso: 70 Prozent der Befragten geben an, dass privater Stress sich wiederum negativ auf ihre Arbeitsproduktivität auswirke.

Der Choleriker stresst am meisten

Der Chef als größter Stressfaktor – ein Ergebnis, das aufhorchen lässt! Es beweist einmal mehr, dass der unmittelbare Vorgesetzte den größten Einfluss auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter hat. Klar, jeder Mitarbeiter hätte gerne einen Vorgesetzten, der voll und ganz hinter ihm steht. Klar ist genauso, jeder Chef hätte gerne Mitarbeiter, die mit ihm durch dick und dünn gehen.

In der Realität steckt jedoch gerade die Chef-Mitarbeiter-Beziehung voller Konfliktpotenzial. Manch einer hat sogar Angst vor seinem Chef. Laut einer Studie von BEITRAINING ist mit eindeutiger Mehrheit der Choleriker, der seine Launen an seinen Mitarbeitern auslässt, der unbeliebteste Chef.

An zweiter Stelle rangieren der respektlose Vorgesetzte, der seine Mitarbeiter in der Öffentlichkeit zurechtweist, und der Tyrann, der seine Macht demonstriert.

Stress durch Wechsel in der Führungsetage

Damit ist auch klar, dass der Wechsel des Vorgesetzten ebenfalls für Stress sorgt. Drei von vier Befragten empfinden durch den Wechsel ihres Vorgesetzten unmittelbar Stress. Ein neuer Chef bedeutet Veränderung und viele Mitarbeiter fühlen sich dadurch verunsichert.

Da ist es eine gute Nachricht, dass häufige Wechsel in der Chefetage im Mittelstand deutlich seltener vorkommen als in Großunternehmen. Ein Vorteil also, den kleine und mittelständische Unternehmen als Arbeitgeber in die Waagschale werfen können und der ihre Arbeitgeberattraktivität steigert.

Gute Mitarbeiterführung: Vom Problem zur Lösung

Was also tun, wenn Sie als Führungskraft nicht als Stressfaktor für Ihre Mitarbeiter, sondern als Fels in der Brandung, als verlässlicher und positiver Lenker und Unterstützer, wahrgenommen werden möchten? Wenn Sie lieber Teil der Lösung als Teil des Problems sein möchten?

Machen wir uns auf die Suche nach Lösungen: 6 Aspekte guter Mitarbeiterführung

1. Mitarbeiterführung – Ihre wichtigste Aufgabe

Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Ihre Mitarbeiter Erfolg haben. Denn nur wenn sie Erfolg haben, erzielen auch Sie gute Resultate. Alle sind voneinander abhängig, was den individuellen Erfolg anbelangt.

Mitarbeiterführung ist daher keine Aufgabe, die man mal so nebenbei erledigen kann. Wenn Sie Mitarbeiter führen, ist dies Ihre wichtigste und dringlichste Aufgabe, Ihre absolute A-Priorität. Genau daran hapert es jedoch manchmal, gerade wenn eine Beförderung in die Führungsebene aus einer Fachebene heraus erfolgt. 

Die Lösung sind daher ein klarer Fokus auf die Führungsaufgaben, Weiterbildung, um Techniken und Methoden der Mitarbeiterführung zu beherrschen und eine positive Einstellung zum Thema Mitarbeiterführung.

2. Mitarbeiterführung – eine Frage der Einstellung

Gute Führung ist vor allem eine Frage der Einstellung. Wenn sich Führungskräfte unterhalten, hört man häufig Klagen wie diese: Meine Mitarbeiter reißen bei uns nur ihre Stunden herunter. Sie denken bei der Arbeit nicht mit. Sie interessieren sich nicht ernsthaft für das Unternehmen und seine Ziele. Meine Mitarbeiter führen zu viele Privatgespräche während der Arbeitszeit.

Doch wer sich über seine Mitarbeiter beklagt, muss sich auch fragen: Wer hat diese Mitarbeiter eingestellt und wer ist für die Führung dieser Mitarbeiter verantwortlich?

Mitarbeiter spiegeln das Führungsverhalten des Chefs wider

Wer also über seine Mitarbeiter klagt, muss sich einer einfachen, aber unbequemen Tatsache stellen: Mitarbeiter spiegeln mit ihren Leistungen und in ihrer Motivation die Führungsfähigkeiten des Chefs wider. Wer also mit dem Finger auf seine Mitarbeiter zeigt, der deutet gleichzeitig mit drei Fingern auf sich selbst zurück.

Die Lösung: Eine innere Einstellung, die von Wertschätzung geprägt ist. Mitarbeiter haben feine Antennen. Sie spüren genau, wenn sie geringgeschätzt werden. Gute Mitarbeiterführung ohne Wertschätzung ist daher unmöglich.

3. Mitarbeiterführung: Klare Zielsetzung und Handlungsspielräume

Mitarbeiter arbeiten gerne unter einer Führungskraft, die durch klare Zielsetzung führt und gleichzeitig Handlungsspielräume gewährt. Diese beiden Punkte zeichnen laut einer BEITRAINING Befragung an erster Stelle einen guten Chef aus. Jeweils zwei Drittel der Mitarbeiter sehen diese Führungseigenschaften als besonders relevant an. Sehr wichtig ist Mitarbeitern die Anerkennung von guter Arbeit. Der Wunsch nach einer starken Führungspersönlichkeit, die Verantwortung überträgt und durch Zielsetzung führt, ist also klar ersichtlich.

Die Kunst des Delegierens

Achten Sie also darauf, dass Sie klar und eindeutig delegieren und dabei die Erfahrungen und Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter berücksichtigen. Delegieren ist eine Kunst für sich, die für Führungskräfte jedoch unverzichtbar ist.

4. Starker Chef – Starke Mitarbeiter

Starke Mitarbeiter haben einen Chef, der eine starke Führungskompetenz hat. Mitarbeiterführung basiert nicht allein auf fachlicher Kompetenz, sondern auf Charakter und persönlichen Fähigkeiten. Führung heißt vor allem, Verantwortung für die Menschen zu übernehmen, die sich der eigenen Führung anvertrauen. Das funktioniert nur, wenn man diesen Menschen auch vertraut, bzw. ihnen etwas zutraut.

Hinter guter Führung verbergen sich eine ganze Menge Management-Tugenden, also Eigenschaften, die eine gute Führungskraft ausmachen.

5. Gute Mitarbeiterführung bedeutet Individualität

Jeder Mitarbeiter ist anders. Die einen brauchen eine enge Führung und viele Details, die anderen bevorzugen größtmögliche Freiräume. Die einen haben große Angst vor Veränderungen, die nächsten lieben Abwechslung und Wandel. Das wirkt sich entsprechend auch auf die Art der Führung und Delegation aus.

Chefs müssen derartige Unterschiede sehen und berücksichtigen. Sie sollten die Individualität von Mitarbeitern erkennen und akzeptieren. Patentrezepte gibt es freilich nicht dafür, aber Hilfsmittel wie es beispielsweise das ACES-Profil darstellt.

6. Mitarbeiterführung und Authentizität

Ihre Führungsphilosophie sollte ein Spiegel Ihrer Selbst sein. Egal wie erfolgreich der Führungsstil anderer Führungskräfte daher sein mag, er ist nicht Ihr eigener. Sie können ihn nicht kopieren. Es gibt keinen Führungsstil, der für alle funktioniert. Sie müssen einen Führungsstil entwickeln, der Ihnen entspricht, wenn Sie in Ihrer Rolle als Führungskraft bestehen wollen.

Es gibt eine Vielzahl von Werkzeugen und Techniken, die helfen, die Führungsaufgaben erfolgreich zu lösen. Gute Führung bedeutet lebenslanges Reflektieren und Lernen. Das erfordert somit immer wieder die Bereitschaft, sich selbstkritisch mit den eigenen Verhaltensweisen auseinanderzusetzen.

Die Qualität der Führung ist abhängig von den Fähigkeiten, mit anderen Menschen umgehen zu können.

Seminarempfehlung

Sie wollen eine gute, moderne Führungskraft sein? Sie wollen nicht, dass Ihre Mitarbeiter Sie als Stressfaktor empfinden? Ihre Grundeinstellung und Ihre Selbstreflexion sind die wichtigsten Faktoren, damit Ihnen das auch gelingt. Mitarbeiterführung ist jedoch in der Praxis eine komplexe Aufgabe, die einen täglich vor neue Herausforderungen stellt. Da erlebt man immer wieder Überraschungen und lernt nie aus. Aber gute Mitarbeiterführung kann man lernen und verbessern!

Zahlreiche Denkanstöße, Methoden und Kompetenzen erhalten Sie in den BEITRAINING Seminaren Erfolgreiche Mitarbeiterführung (LYT) und Praxisorientiertes Führen (QSL). Profitieren Sie außerdem vom Austausch mit Gleichgesinnten.

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